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Eine Skulptur aus Beton selbst gestalten – DIY

Wie man eine leichte und dekorative Skulptur aus Beton für Innen und Außen herstellen kann:

 

Ich bin ein großer Fan von kreativ gestalteten Gärten. Dazu gehören schön gestaltetet Feuerstellen, liebevoll angelegte Beete, kleine Elfengärten, Vogeltränken oder auch eine künstlerische Skulptur.

Mein Job bringt mit sich, dass ich vieles was mit Kreativität zu tun hat selbst ausprobiere. Dazu belege ich hin und wieder auch mal einen Workshop bei einem Künstler-Kollegen. So geschehen im August 2016. Beim Vorentscheid zur Miss DIY lernte ich Ulrike kennen. Sie war mir gleich sympathisch, weil auch in ihrer Brust eine Künstlerseele tobt. Sie gibt Workshops zur Herstellung von Betonskulpturen im Raum Köln. Ulrike lud mich zu einem ihrer Kurse ein. Mehr Infos zu Ulrike (Zartbeton) findet ihr hier

Der Kurs hatte den Namen „Langer Lulatsch“ und es sollten große, lange, dünne Betonfiguren erstellt werden. Ulrike hatte bereits ein männliches und ein weibliches Modell zur Orientierung hergestellt. Ich entschied mich für eine weibliche Betonfigur im Loriot-Stil.

Hier folgt eine kleine Übersicht der Materialien die man benötigt:

  1. Eine große Arbeitsfläche, besser noch eine kleine Werkstatt, denn diese Arbeiten machen viel Dreck
  2. Styropor-Blöcke, etwas größer als die zu erstellende Figur oder Form meiner hatte etwa die Maße 110x50x50 (wer solch einen großen Block nicht bekommt kann auch mehrere dünne Platten mit Styroporkleber zusammen kleben), dieser Block war nur für den Torso, für Kopf, Arme und Füße gab es zusätzliche einzelne Blöcke. Die Figur misst etwa 1,35 m
  3. Raspeln, Feilen, Messer und Drahtbesen in verschiedenen Größen
  4. Ein Filzmarker
  5. Ein leicht zu reinigendes Gefäß zum Anmischen des Betons zum Beispiel ein Gipsbecher
  6. Glasfasermatten erhältlich im Baumarkt oder z.B. hier
  7. eine Schere
  8. Beton am besten schon umgefüllt in einen kleinen Eimer und dazu eine Kelle um das Pulver zu entnehmen
  9. Einweghandschuhe (eine ganze Packung)
  10. Staubmaske
  11. evtl. Schutzbrille
  12. Einen Ganzkörperschutzanzug zum Schutz der Kleidung
  13. Schaschlikspieße aus Holz oder besser Metallspieße
  14. Eine Betonplatte mit einer Bohrung für einen Metallstab zum Aufstellen der Betonfigur und den Metallstab
  15. Eine Bohrmaschine
  16. evtl. eine Einsteckhülse zum stabilisieren des Fußes der Betonfigur
  17. Eine Gießkanne mit frischem Wasser

Man beginnt mit dem Torso und zeichnet auf allen 6 Seiten des Styroporblockes erstmal die Mittellinien mit dem Filzmarker ein. Man muss nicht ganz exakt die Mitte treffen. Auf jeder Seite des Blockes sollte danach ein Kreuz aus zwei Linien enstanden sein. Dieser Schritt hilft die Proportionen der Figur nicht aus den Augen zu verlieren.

Danach wird ebenfalls mit dem Filzmarker die grobe Form der gewünschten Figur auf jede Seite des Blockes aufgemalt. Man braucht dafür natürlich etwas Vorstellungsgabe, denn man muss eine Idee davon haben welche Form der Körper der Figur später haben soll. Für den Torso wollte ich einen vollen Busen, einen schwingenden kurzen Rock, bis etwa auf Kniehöhe, eine schmale Taille und schmale Beine. Die Arme wollte ich später separat ansetzen. Um die Form aufzumalen musste ich mir vorstellen wie die Figur von der jeweiligen Seite aussehen würde. Eine grobe Skizze der Form ist aber völlig ausreichend, da der Feinschliff später kommt.

Danach beginnt man mit einem groben Drahtbesen von den Kanten her den Styroporklotz in Form zu bringen. Man arbeitet sich vorsichtig von allen Seiten an die gewünschte Form heran und rundet erstmal die Kanten ab.

Auf dem Bild sieht man den Torso mit der eingezeichneten Mittellinie, dem angedeuteten vollen Busen, der schmalen Taille und dem Rock mit den schmalen Beinen. Die Kanten und die Silhouette der Figur wurden bereits mit einer groben Drahtbürste heraus gearbeitet. Die kleinen Styroporkügelchen die sich dabei lösen kleben überall 🙂 Bereits jetzt sieht das ganze Zimmer aus als hätte es geschneit.

Nun beginnt der Feinschliff. Mit kleineren Drahtbürsten und Feilen wird Stück für Stück Styropor abgetragen. Dabei kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen. Man sollte immer bedenken, dass über die Form hinterher noch Beton in mehreren Schichten aufgetragen wird. Daher sollten Vertiefungen und Erhebungen immer etwas stärker ausgeprägt sein als man es optisch als richtig empfindet. Je nach größe der Skulptur kann dieser Vorgang einige Stunden dauern.

Im nächsten Schritt folgt der Kopf. Dazu schneidet man wieder einen Styroporblock zureckt und markiert die Mittellinien. Dann zeichnet man die Kopfform grob vor. Augen, Haare und auch der Dutt meiner Figur wurden separat angebracht, bzw. nur aus Beton zum Schluss modelliert.

Auf diesem Bild sieht man recht gut, dass der Kopf relativ gleichmäßig tropfenförmig abgeschliffen wurde. Die Nase ist als kleiner Knubbel bereits vorhanden. Der Dutt wurde separat angesetzt aus einem Styroporrest. Ich habe dieses Stück Styropor wie einen Donut zurecht gefeilt. Auf dem Bild sieht man auch, dass die Einzelteile aneinander gesetzt wurden und mit Metallspießen fixiert sind. Die gesamte Konstruktion ist jetzt noch sehr instabil.

Im nächsten Schritt folgen Arme und Füße. Auch diese habe ich als Einzelteile auf die gleiche Art und Weise hergestellt und mit Metallspießen vorläufig befestigt. Die Schuhe haben einen kleinen Absatz und einen angedeuteten Riemen.

Es lohnt sich jetzt erstmal gründlich zu putzen und alle kleinen Styropor-Kügelchen zu entfernen. Im nächsten Schritt darf nämlich mit Matsch gespielt werden.

Damit der Beton vernünftig an der Skulptur haftet und dort bleib wo man ihn platziert braucht man in der ersten Schicht zusätzlich Glasfaser. Dazu nimmt man Glasfasermatten und schneidet oder reißt sie in mittlere, kleinere und größere Streifen.

Diese Glasfaserstücke werden nun mit Beton auf die Figur aufgebracht. Dazu rührt man den Beton an. Wir haben uns nicht an ein bestimmtes Mischungsverhältnis gehalten, sondern nach Gefühl in einem Mischbecher ein bis zwei Kellen Betonpulver mit Wasser angemischt. Zu flüssig darf der Beton natürlich nicht sein, da er sonst tropft und nicht bleibt wo er hin soll. Zu fest ist aber auch nicht gut, da er dann zu schnell trocknet, klumpt und zu dick wird. Man sollte bedenken, dass ein ständig wechselndes Mischungsverhältnis die Farbe des Betons beim Trocknen leicht beeinflussen kann.

Bei allen Arbeiten ist jetzt auch auf Sicherheit zu achten. Bei der Entnahme und beim Anrühren des Betons empfiehlt es sich eine Staubmaske zu tragen, auch eine Schutzbrille kann nicht schaden. Beton ist alkalisch und kann die Haut stark reizen und leicht verätzen. Daher sind ab jetzt Handschuhe zu tragen!! Ich gehöre zu den Menschen, die das oft nicht so genau nehmen und bekam dafür prompt die Rechnung. Meine Handschuhe bekamen schnell Risse durch die ständige Reibung des Betons. Ich ignorierte das und trug den Beton teils mit bloßen Fingern auf. Erst fühlte sich meine Haut seifig an. Am nächsten Tag bemerkte ich, dass sich die gesamte obere Hautschicht meiner Hände ab schälte. Meine Haut war ziemlich gereizt und ich kann noch von Glück sagen, dass meine Hände so robust sind.

Welcher Beton der richtige ist muss jeder für sich selbst heraus finden. Man sollte sich vorher überlegen, ob man die Skulptur draußen oder drinnen aufstellen will. Eine Skulptur die im Garten steht muss allen Wetterbedingungen trotzen können. Beton ist generell sehr robust, also hat man nicht allzu viel zu befürchten. Dennoch gibt es viele verschiedene Sorten die feiner und grober sind. Eine gute Beratung und Auswahl findet ihr hier.

Im nächsten Schritt kommt dann die Bohrmaschine zum Einsatz. Als Ständer für die Skulptur hatten wir schwere Steinplatten mit einer Bohrung in der Mitte. In dieser Bohrung steckte eine Metallstange. Um Platte und Skulptur zu verbinden wird die Figur an einer soliden Stelle von unten angebohrt und auf die Stange gesteckt. Wer sicher gehen möchte, dass die Bohrung nicht irgendwann ausbricht, sollte eine Einsteckhülse von unten in die Figur stecken. Mit dieser Methode lässt sich die Figur jederzeit ganz einfach an einer anderen Stelle aufstellen. Einfach die Figur herunter heben und den schweren Fuß separat an eine andere Stelle tragen.

Es ist wichtig die Einzelteile der Figur zu verbinden, daher habe ich bei den Füßen begonnen. Die Füße wurden wie die Arme, der Kopf und der Dutt bisher nur mit Metallspießen am Torso befestigt. Als nächstes wird eine Schicht Glasfaser an der Bruchstelle zwischen Füßen und den Beinen angebracht und mit dem Beton bestrichen. An diesen Bruchstellen ist es gut eine zweite Schicht Glasfaser anzubringen, idealerweise überkreuzen sich die Schichten. Danach wird der komplette Fuß mit Glasfaser und Beton umhüllt und auch der komplette Torso.

Genauso verfährt man mit allen weiteren „Bruchstellen“ bis die gesamte Skulptur mit einer Schicht Beton und Glasfaser umhüllt ist. Die Glasfasermatten lassen sich jetzt auch prima verwenden um kleine Details auf zu modellieren. Zum Beispiel habe ich aus einem dünnen Strang Glasfaser die Schnallen und Details an den Schuhen meiner Figur verstärkt. Auch ganze Frisuren, wie zum Beispiel ein Irokese, Zöpfe oder ein Wuschelkopf lassen sich mit der Glasfaser herstellen.

Meine Figur hatte bis zu diesem Moment noch kein Gesicht und auch keine Haarstruktur. Die Schicht mit der Glasfaser ist sehr uneben und überall schauen noch Stückchen der Glasfaser heraus. Man kann jetzt vorsichtig die Metallspieße heraus ziehen, denn die Bruchstellen sollten mit der Glasfaser-Beton-Mischung stabilisiert sein.

Es ist sinnvoll die Skulptur jetzt erstmal trocknen zu lassen. Bevorzugt über Nacht. Dazu haben wir sie vorsichtig an einem Tisch angelehnt.

Danach folgt der Feinschliff. Man kann die Bohrmaschine prima nutzten um Vertiefungen für Augen und Mund zu bohren. Danach wird erneut Beton angerührt und auf der gesamten Skulptur verteilt. Meine Figur sollte ein wenig an die Zeichnungen von Loriot erinnern. Also wählte ich kleine punktartige Augen. Aus Beton mit etwas weniger Wasseranteil modellierte ich lange Wimpern und füllte die Bohrlöcheraugen und den Mund auf. Mit einem Spatel brachte ich Beton mit der gleichen Konsistenz als Haare auf. Dazu musste ich nur kleine Portionen Beton entlang der Kontur und auf dem Dutt anbringen und eine Unstruktur mit dem Spatel hinein drücken. Je mehr Schichten Beton man aufbringt desto feiner wird mit der Zeit die Oberfläche. Es ist auch möglich einen Betonfirnis oder eine richtige Versiegelung aufzutragen oder den Beton ganz leicht zu schleifen.

Tadaaaa!!!! Fertig! Das klingt jetzt, als wäre so eine Skulptur ruckzuck fertig, und wir haben tatsächlich auch nur 2 Tage benötigt. ABER es lief alles unter fachkundiger Anleitung ab. Solltest du ein Projekt auf eigene Faust starten empfehle ich mit einer kleinen Form wie einem Herz oder ähnlichem zu starten. Ich möchte euch hier aber auch nochmal die Kurse von Ulrike von zArtbeton ans Herz legen.

Meine Figur steht bei uns im Garten und trotzt seit mehr als zwei Jahren Wind, Sonne, Regen und Schnee. Ich habe keine Versiegelung verwendet, da ich es schön finde, wenn die Witterung ihre Spuren hinterlässt.

Auf die gleiche Art lassen sich kleine Schalen, Blumentöpfe, Deko-Objekte, Tiere und vieles mehr herstellen.

Tipp: Wer regelmäßig mit Styropor arbeitet kann sich einen Heißdrahtschneider zulegen, das spart viel Zeit.

Habt ihr schonmal ähnliche Projekte ausprobiert?

Hinterlasst mir gern eure Erfahrungen, Profile oder Fotos.

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Ilka Freiport - Thermomix Repräsentantin, Maskenbildnerin für Oper, Theater, MDR, Fernsehen und Hochzeiten und Kreativ-Bloggerin 1983 in Aachen geboren und mittlerweile wohnhaft in Sachsen, verheiratet, hausbauerprobt und Mama von 3 Kindern.

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